Bei dir wurde das PCO-Syndrom festgestellt. Jetzt fragst du dich natürlich: Woher kommt PCOS? Und was kannst du dagegen tun?
In diesem Artikel erfährst du die häufigsten PCO Ursachen und wie du sie bekämpfen kannst.
Das PCO-Syndrom ist leider eine sehr komplexe Erkrankung, die bei jeder Frau ein wenig anders aussieht. Es gibt verschiedene Hauptauslöser, weshalb auch die Symptome von Frau zu Frau leicht variieren. Man spricht hier manchmal auch von verschiedenen PCOS Typen.
PCOS Typen: Was unsere Gene damit zu tun haben
Bevor wir zu den einzelnen PCOS Typen kommen, ist es wichtig, zwei Dinge zu verstehen:
- Die Gene sind beim PCO-Syndrom immer ein Faktor. PCOS ist genetisch bedingt – du wirst immer eine Prädisposition (Anfälligkeit) dafür haben. Das lässt sich nicht ändern, denn PCOS ist nicht heilbar.
Das bedeutet allerdings nicht, dass du nichts gegen deine Symptome tun kannst!
Mit dem richtigen Lebensstil kannst du symptomfrei, glücklich und gesund sein. - In der Regel ist nicht nur einer der unten genannten Gründe Schuld an deinem PCOS. Du kannst mehrere PCO Ursachen haben und damit zu mehreren PCOS Typen gleichzeitig gehören. Meist gibt es dabei trotzdem eine Hauptursache, an der man zuerst arbeiten sollte.
Über die Zeit kann sich der Hauptauslöser aber auch verschieben, weshalb es sinnvoll ist, ab und zu innezuhalten und zu reflektieren, ob sich deine Symptome verändert haben.
Lass uns nun aber einen Blick auf die verschiedenen PCOS Typen bzw. Ursachen werfen.
Typ 1: Insulinresistentes PCOS
Dieser Typ ist sehr häufig. Man schätzt, dass bis zu 80% der Frauen mit PCO-Syndrom eine Insulinkomponente haben (mehr Infos dazu findest du z.B. in dieser Studie).
Doch was bedeutet das genau?
Der Körper von Menschen mit Insulinresistenz reagiert empfindlicher auf Zucker und Kohlehydrate als bei anderen.
Er muss mehr Insulin ausstoßen als optimal, um diese Nährstoffe zu verstoffwechseln.
Das wird mit der Zeit zum Problem, denn hohe Insulinspiegel bringen andere Hormone aus dem Gleichgewicht. Unter anderem führt das dazu, dass die Eierstöcke zu viel Testosteron produzieren.
Hohe Insulinspiegel führen außerdem zu verstärkter Einlagerung von Fett, vor allem im Bauchraum. Das kann zu Gewichtszunahme führen. Du musst aber nicht unbedingt übergewichtig sein bei diesem PCOS Typ – auch wenn du schlank bist, kannst du an Insulinresistenz leiden.
Anzeichen dafür, dass Insulinresistenz ein Faktor für dich ist
- Du hast Übergewicht bzw. Probleme abzunehmen.
- Du hast häufig Heißhungerattacken.
- Du hast Gelüste auf Süßigkeiten, Brot, Pasta etc.
- Fett sammelt sich bei dir vor allem am Bauch (sogenannte Apfelform).
- Du wirst leicht „hangry,“ wenn du eine Weile nichts gegessen hast.
- Wenn du eine Weile nichts gegessen hast, spürst du Symptome von niedrigem Blutzucker (Übelkeit, Zittern, Schwindel, extreme Müdigkeit).
- In Bluttests hattest du bereits erhöhte Insulinwerte oder erhöhte Blutzuckerwerte.
- In deiner Familie gibt es Diabetes.
Was kannst du gegen PCOS mit Insulinresistenz tun?
Beim insulinresistenten PCO-Syndrom ist die Ernährung eine der wichtigsten Stellschrauben. Viel Gemüse, gesunde Fette, ausreichend Protein und unverarbeitete Lebensmittel stehen im Mittelpunkt. Zucker, Fast Food und einfache Kohlehydrate solltest du dagegen möglichst vermeiden. Wie eine gesunde Ernährung mit PCOS im Detail aussehen sollte, erfährst du in diesem Artikel.
Neben der Ernährung ist außerdem Bewegung ein wichtiger Faktor. Das muss nicht unbedingt klassischer Sport sein (auch wenn der sehr gut ist beim PCO-Syndrom). Auch regelmäßige Bewegung im Alltag kann schon viel ausrichten.
Ich bin ein großer Fan davon, täglich spazieren zu gehen – schon 15 Minuten sind hier ein guter Start, und gerade nach einer Mahlzeit perfekt, um den Insulin- / Blutzuckerspiegel im Gleichgewicht zu halten.
Du willst mehr wissen?
Weitere Details über Insulinresistenz und was du dagegen tun kannst findest du in meinem Blogpost zum Thema Abnehmen mit PCO-Syndrom (Die 5 kritischen Faktoren).
Typ 2: Stille Entzündungen
Studien haben gezeigt, dass Frauen mit PCO-Syndrom höhere Entzündungsmarker haben als andere Personen.
Die Werte sind zwar meist noch im Rahmen dessen, was als normal gilt, trotzdem können diese chronischen, „stillen“ Entzündungen negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben.
Erhöhte Entzündungswerte können alle anderen hier genannten PCO Ursachen verstärken, du solltest diesem Bereich also auf jeden Fall deine Aufmerksamkeit schenken. Es gibt zudem Experten, die glauben, stille Entzündungen sind der zentrale Faktor beim PCO-Syndrom.
Auch das Thema Autoimmunerkrankungen ist eng mit Entzündungen verbunden und kann ein Hinweis für dich sein, dass du diesem PCOS Typen angehörst.
Anzeichen, die auf eine Entzündungskomponente hinweisen
- Du leidest häufig an Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen etc.
- Du bekommst regelmäßig Hautausschläge, Ekzeme, hast Rosazea oder Neurodermitis.
- Du leidest an Asthma oder Allergien.
- Du hast eine Autoimmunerkrankung (z.B. Hashimoto, Zöliakie oder Typ-1 Diabetes).
- Du hast häufig Verdauungsprobleme (Blähungen, Durchfall, Verstopfung, Blähbauch, Reizdarm…).
Was tun bei stillen Entzündungen?
Auch in diesem Bereich ist wieder die Ernährung eine wichtige Stellschraube, versuche daher, entzündungshemmend zu essen (mehr dazu hier).
Gerade bei Verdauungsproblemen können außerdem Nahrungsmittelintoleranzen oder -allergien eine Rolle spielen – prüfe also unbedingt, ob das auf dich zutrifft und vermeide wenn möglich deine Trigger.
Nicht zuletzt sind genügend Schlaf, Stressmanagement sowie die Vermeidung von Schadstoffen in unserer Umwelt weitere wichtige Faktoren.
Weiterlesen:
In meinem Blogpost zum Thema hormonelle Akne habe ich genauer erklärt, was du gegen stille Entzündungen tun kannst.
Typ 3: Stress / Nebenniereninduziertes PCOS („Adrenal PCOS”)
Beim sogenannten „Adrenal PCOS” Typen spielt Stress eine große Rolle. Hier gerät unsere HPA-Achse, auch Stressachse genannt, aus dem Gleichgewicht.
Als Resultat produzieren wir dauerhaft zu viele Stresshormone sowie Androgene („männliche Hormone“).
Anders als bei anderen PCO Ursachen stammen bei diesem Typ die erhöhten Androgene vor allem aus den Nebennieren (Englisch „adrenals“).
Ein Hinweis auf Adrenal PCOS ist daher das Hormon DHEAS (Dehydroepiandrosteron-Sulfat), das nur in den Nebennieren gebildet wird, nicht in den Eierstöcken.
Es klingt wie eine Floskel, aber Stress kann wirklich krank machen und ist eine mögliche PCO Ursache.
Frauen mit PCO-Syndrom sind außerdem generell anfälliger für die negativen Auswirkungen von Stress. Vergleiche dein Stresslevel daher bitte nicht mit anderen, sondern höre auf deinen Körper.
Anzeichen dafür, dass Stress ein Faktor bei deinem PCOS ist
- Du hattest / hast viel Stress (zum Beispiel an der Uni, im Job oder in Beziehungen).
- Du hast Schlafprobleme (kannst schlecht einschlafen, durchschlafen oder erholsam schlafen).
- Ohne Kaffee funktioniert dein Alltag nicht.
- Du machst viel intensiven Sport, zum Beispiel High-Intensity-Intervall-Training (HIIT), Joggen, Crossfit oder schweres Krafttraining.
- In Bluttests waren deine Cortisolwerte oder DHEAS-Spiegel erhöht.
- Du leidest an Stimmungsschwankungen, Angstzuständen oder Depressionen.
Was kannst du gegen Adrenal PCOS tun?
Wie du dir wahrscheinlich schon denken kannst, ist es bei diesem PCOS Typen notwendig, dein Stresslevel zu reduzieren. Dazu gehört, belastende Situationen im Job oder im sozialen Umfeld aufzulösen (wenn möglich).
Aber auch andere, weniger offensichtliche Dinge können dich stressen:
- Zu viel Sport: Exzessiver Sport kann für den Körper sehr belastend sein und übermäßig Stresshormone ausschütten. Reduziere ggf. dein Training oder steige um auf weniger intensive Bewegung wie Yoga, Pilates, Gehen oder leichtes Krafttraining.
- Diäten: Auch zu wenig essen ist Stress für den Körper. Gerade wenn du mit deinem Gewicht unzufrieden bist, ist es vielleicht schwierig an diesem Punkt zu arbeiten, aber eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen und Kalorien ist essenziell für unsere Gesundheit und Hormonbalance.
- Schlafmangel: genügend Schlaf ist so wichtig für unsere Gesundheit und Regeneration! Dieser Aspekt ist absolut zentral, wenn dein PCOS eine Nebennierenkomponente hat.
Abgesehen von diesen Lebensstilfaktoren können auch Nahrungsergänzungsmittel helfen, deine Hormone wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Mögliche Supplemente für nebenniereninduziertes PCOS sind beispielsweise Magnesium, B-Vitamine oder Rhodiola Rosea.
Bitte informiere dich jedoch stets gut, bevor du Nahrungsergänzungsmittel nimmst.
Typ 4: Schilddrüse
Probleme mit der Schilddrüse sind eine häufige Ursache von Hormonproblemen.
Wusstest du, dass eine Schilddrüsen-unterfunktion viele Symptome gemeinsam hat mit PCOS? Gewichtszunahme, Abgeschlagenheit, Haarausfall…
Es kann hier also leicht zu Verwechslungen kommen.
Technisch gesehen ist das kein echtes PCO-Syndrom. Die beiden Krankheitsbilder treten aber häufig zusammen auf, daher ist es mir wichtig, das hier mit zu erwähnen. Zudem sind Schilddrüsenhormone generell sehr wichtig für unseren Körper, eine Störung kann unsere übrigen Hormone durcheinanderbringen.
Es gibt beispielsweise Hinweise darauf, dass eine Schilddrüsenunterfunktion Insulinresistenz verstärken kann (Quelle). Auf diese Weise kann sie unser PCOS verschlimmern.
Außerdem sollte man die Autoimmunkomponente (Hashimoto) im Blick behalten, die einen starken Einfluss haben kann.
Anzeichen dafür, dass Schilddrüsenprobleme ein Faktor für dich sind
- Dir ist oft kalt (auch wenn es anderen nicht so geht).
- Du hast häufig kalte Hände und Füße.
- Du bist generell müde und schlapp.
- Dein Haar ist trocken, brüchig und du hast verstärkt Haarausfall.
- Du leidest an trockener Haut und brüchigen Nägeln.
- Du nimmst an Gewicht zu (häufig ohne, dass du etwas an deinen Gewohnheiten geändert hast).
- Du leidest an Verstopfung.
Was tun bei Schilddrüsenproblemen?
Bei Schilddrüsenproblemen bzw. Anzeichen darauf solltest du auf jeden Fall zum Arzt gehen. Ich empfehle generell jeder Frau mit PCO-Syndrom, ihre Schilddrüsenwerte überprüfen zu lassen.
Wichtig dabei sind folgende Werte:
- TSH (Thyroidea stimulierendes Hormon): das ist der Standardwert, den ein Arzt immer abklären wird. Der TSH allein zeigt nicht das Gesamtbild, er kann aber erste Hinweise geben, ob ein Schilddrüsenproblem vorliegt. Achte darauf, dass das Labor mit aktuellen Referenzwerten arbeitet – der TSH sollte nicht höher sein als 2,5 µU/mL.
- fT3 und fT4: An der Konzentration der Hormone T3 und T4 kann man ablesen, wie gut die Schilddrüse funktioniert. Wichtig ist dabei, die freien Werte zu nehmen, da diese die biologisch aktiven sind.
- Antikörper (TPO-Ak und Tg-Ak bzw. TAK): Die Schilddrüsenantikörper geben Hinweise darauf, ob eine Autoimmunkomponente vorliegt.
Sollte bei dir eine Schilddrüsenstörung festgestellt werden, muss diese möglicherweise mit Medikamenten behandelt werden. In der Regel wird dafür L-Thyroxin gegeben. Oft dauert es eine Weile, bis die Dosis richtig eingestellt ist, dann sollten sich deine Symptome bessern.
Kritische Nährstoffe für die Schilddrüse sind außerdem Jod und Selen. Bevor du etwas zusätzlich einnimmst, solltest du aber unbedingt mit einem Facharzt sprechen. Die Schilddrüse ist sehr empfindlich und sowohl ein zu wenig als auch ein zu viel dieser Nährstoffe kann schädlich sein!
Typ 5: Post-Pill PCOS
Das sogenannte „Post-Pill PCOS“ ist nicht wirklich ein PCO-Syndrom, da es nicht genetisch bedingt ist, sondern durch den Einfluss der Pille entsteht. Anders als „echtes“ PCOS ist es in der Regel temporär. Die Symptome sind aber sehr ähnlich wie beim PCO-Syndrom und daher wird es oft fälschlicherweise als solches diagnostiziert. Deshalb nehme ich es hier als PCOS Typ mit auf.
Die Hintergründe von PCOS als Folge der Pille
Die Antibaby-Pille bringt unsere Hormone durcheinander: sie stoppt unsere körpereigene Sexualhormonproduktion und damit unseren natürlichen Zyklus. Wir haben keinen Eisprung mehr und können daher auch nicht schwanger werden.
Das ist so gewollt, denn so funktioniert die Verhütung mit Pille.
Wenn wir die Pille dann absetzen, muss die Hormonproduktion erst langsam wieder in Gang kommen. Bei manchen Frauen braucht der Körper länger, um wieder alles ins Gleichgewicht zu bringen. Sie haben hormonelle Probleme, die aussehen wie PCOS: eine unregelmäßige Periode, keinen Eisprung, Akne, Haarausfall und so weiter.
Mit der Zeit (und manchmal auch erst mit etwas Unterstützung) kommen die Hormone aber wieder in Balance, der Zyklus stellt sich ein, und die Symptome verschwinden vollständig.
Die Pille verursacht also kein PCO-Syndrom, auch wenn es zunächst vielleicht so aussieht. Es handelt sich lediglich um ein vorübergehendes Hormonchaos, ausgelöst durch ein Medikament.
Hinweise auf ein Post-Pill PCOS
- Du hast erst vor kurzem die Pille abgesetzt (= vor weniger als einem Jahr).
- Deine Symptome kamen erst, als du die Pille abgesetzt hast.
- Bevor du die Pille genommen hast, hattest du keinerlei PCOS Symptome.
- Du hast eine antiandrogene Pille genommen.
- Du hast sehr jung mit der Pille angefangen.
Was kannst du tun gegen Post-Pill PCOS?
Post-Pill PCOS verschwindet mit der Zeit oft von selbst wieder. Die Hormone regulieren sich, dein Zyklus kommt ins Gleichgewicht, und die Symptome verschwinden.
Unterstützen kannst du deinen Körper dabei, indem du einen gesunden Lebensstil pflegst: Iss genug und nährstoffreich, priorisiere deinen Schlaf und baue regelmäßige Bewegung in deinen Alltag ein.
Ein Nahrungsergänzungsmittel, das in dieser Zeit helfen kann, deine Hormone zu regulieren, ist Zink.
Außerdem soll die Kombination der TCM Kräuter Pfingstrose und Süßholzwurzel (Peony and Licorice) hilfreich sein. Diese sind aber ggf. in Deutschland schwer zu bekommen.
Wichtig ist an dieser Stelle noch folgender Hinweis: auch wenn deine Symptome erst nach Absetzen der Pille eingetreten sind, kannst du trotzdem „richtiges“ PCOS haben. Wenn sich deine Symptome also auch nach Monaten nicht bessern oder du Anzeichen der anderen PCOS Typen in dir erkennst, geh bitte zum Arzt und lass das abklären.
Hypothalamische Amenorrhoe: Ein weiterer Grund für eine ausbleibende Periode kann auch die hypothalamische Amenorrhoe (HA) sein. Auch wenn die Symptome sich von PCOS unterscheiden, wird es manchmal verwechselt, da HA noch recht unbekannt ist. Mehr zum Thema HA erfährst du hier.
PCO Ursachen: Fazit
Wie du siehst, gibt es viele mögliche Ursachen des PCO-Syndroms. Diese beeinflussen sich zudem gegenseitig und andere Krankheitsbilder oder Hormonstörungen, die eigentlich kein PCOS sind, sind oft schwierig davon zu unterscheiden.
Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Beitrag weiterhelfen und ein paar Anhaltspunkte geben, um dein PCOS besser zu verstehen. Deine persönlichen PCO-Syndrom Ursachen zu kennen ist ein wichtiger Schritt zur Besserung, denn nur so kannst du beurteilen, welche Maßnahmen dir wirklich helfen.
Ich bin sehr gespannt auf deine Erfahrungen: Siehst du dich klar in einem PCOS Typen? Bist du eine Mischung aus mehreren? Oder bist du unsicher, wo du dich verorten sollst?
Schreib mir gerne in den Kommentaren!